Abgeordnete sichern DEHOGA Unterstützung zu

Abgeordnete sichern DEHOGA Unterstützung zu

Calw. Zuerst monatelange Schließungen wegen Corona, danach explodieren die Energiekosten. Hinzu kommt ein großer Mangel an Mitarbeitern, von denen sich viele während der Pandemie eine andere Arbeitsstelle gesucht haben. Hotels und Gaststätten stehen mit dem Rücken zur Wand.

Grund genug für Ricarda Becker, zu einer Gesprächsrunde im gerade eröffneten DEHOGA-Campus in Calw zu laden. Gekommen waren die Landtagsabgeordneten Katrin Schindele und Thomas Blenke (beide CDU) sowie Daniela Evers (Bündnis 90/Grüne). Die Branche war vertreten durch Joachim Schönborn, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA Baden-Württemberg sowie als Vertreter des DEHOGA-Kreisverbands Calw die Vorstandsmitglieder Claudia Dürr (Hotel Restaurant Rößle, Altensteig-Berneck) und Wolfgang Frey (Enztalhotel, Enzklösterle).

Innerhalb von nur zwei Monaten haben sich die Energiekosten in seinem Haus von 12000 auf 32000 Euro vervielfacht, berichtete Frey. Hinzu kommt, dass nach DEHOGA-Berechnungen die Personalkosten um bis zu 20 Prozent gestiegen sind. Schönborn: „An sich müsste man für einen Rostbraten jetzt 48 Euro verlangen.“ Die Branche gerate in eine Spirale, als deren Folge viele Betriebe schließen oder zumindest ihre Öffnungszeiten, meistens am Mittag, stark einschränken. Zum einen, um Kosten zu sparen, zum anderen um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen. Das führe sogar dazu, dass viele Hotels und Gaststätten an Weihnachten geschlossen bleiben, sagte Claudia Dürr.

Spürbar helfen würde der Branche eine Entfristung der Mehrwertsteuersenkung. Derzeit gilt für Hotels und Gaststätten ein von 19 auf sieben Prozent reduzierter Satz auf Speisen. Diese Regelung endet allerdings Ende 2023. Hotels und Gastronomie bräuchten eine dauerhafte Absenkung. Das habe bei Senkung des Satzes bei Übernachtungen 2010 zu Investitionen von 86 Millionen Euro geführt, so Schönborn.  Das Geld floss vor allem in die energetische Sanierung. „Davon wurde kein Porsche und kein Pferd angeschafft“, verdeutlichte Frey. Zudem müssen die Branche in Deutschland im Vergleich zu Wettbewerbern in Österreich oder Südtirol konkurrenzfähig bleiben.

Mit ihrer Forderung stießen die Branchenvertreter bei den drei Landespolitikern auf Zustimmung. Dafür plädiere die CDU, so Blenke und Schindele, die tourismuspolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist. Ihre Kollegin Evers von den Grünen zeigte wegen der Situation der Gastronomie und Hotellerie sowie der Notwendigkeit einer Planbarkeit, zum Beispiel in Kreditverhandlungen, Verständnis für die Forderung nach einer bundeseinheitlichen Regelung.

Zudem investiere der Wirtschaftszweig massiv in die Ausbildung von Mitarbeitern. Allein der DEHOGA-Campus Calw kostete 27 Millionen Euro. Dort werden derzeit 178 Auszubildende während der Blockunterrichtsphase untergebracht, nach Fertigstellung 2024 werden es mehr als 300 sein.  Bei einer Führung von Campus-Leiterin Becker zeigten sich Schindele, Blenke und Evers von dem hohen Standard der Einrichtung beeindruckt. „Darin“, so Schönborn, „soll auch die Wertschätzung für die Auszubildenden und künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Ausdruck kommen.“

Die Branche wünscht sich zudem Lockerungen bei den Arbeitszeitregelungen. „Wir brauchen vor allem bei den geringfügig Beschäftigten und bei Arbeit auf Abruf mehr Flexibilität, die derzeit nicht möglich ist“, so Schönborn.

 

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Vorne von links: Joachim Schönborn, Daniela Evers, Katrin Schindele, Mitte von links Thomas Blenke, Wolfgang Frey, hinten von links Ricarda Becker, Claudia Dürr. Foto: Abgeordnetenbüro Blenke