Calw. Immer mehr Ärzte gehen in den Ruhestand. Nachfolger sind vor allem im ländlichen Raum schwer zu finden. “Das berührt uns alle“, sagt Thomas Blenke, der den Arbeitskreis Soziales, Gesundheit und Integration der CDU-Landtagsfraktion mit seinem Vorsitzenden Stefan Teufel (Rottweil) sowie den Abgeordneten Dr. Michael Preusch (Eppingen), Tim Bückner (Ostalb), Ansgar Mayer (Bretten) und dem parlamentarischen Berater Jens Bürger in seinen Wahlkreis eingeladen hatte.
Blenke, wie Teufel stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, fügte hinzu: „Was die medizinische Versorgung anbelangt, sind wir im Kreis Calw gut aufgestellt. Das verdanken wir auch der guten Zusammenarbeit der Ärzteschaft mit dem Landkreis, der gleichzeitig Träger unserer Krankenhäuser ist.“ Näheres dazu erfuhren seine Fraktionskollegen im Calwer Landratsamt aus erster Hand. Der Arbeitskreis habe, so Teufel am Ende der Präsentation, wertvolle Impulse aufgenommen. Genau dazu dienten solche Besuche vor Ort.
Im Mittelpunkt des Interesses stand die Mednos eG. 2019 gegründet, war sie die erste genossenschaftlich organisierte Trägerin eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Baden-Württemberg. Die Mednos, so Geschäftsführer André Saliger, habe sich zum Erfolgsmodell entwickelt und zahlreiche Nachahmer gefunden. Ziel sei es, die hausärztliche Versorgung im Nordschwarzwald zu sichern. Die mittlerweile vier MVZ mit insgesamt 15 Allgemeinmedizinern befinden sich an den Praxisstandorten Calw, Ostelsheim, Wildberg-Gültlingen, Schömberg, Bad Teinach-Zavelstein und Calw-Stammheim.
Mednos ist Mitglied im Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) und erhält von dort Unterstützung. Wie Bettina Meier-Augenstein, Fachgebietskoordinatorin Politik, sagte, sehe der BWGV in Genossenschaften ein tragfähiges Instrument, um insbesondere im ländlichen Raum die ärztliche Versorgung unter aktiver Einbeziehung von Bürgern und Kommunen zu sichern.
Die Mednos kann Ärzten den Übergang in den Ruhestand erleichtern. Da die Mednos den Medizinern Verwaltung und Bürokratie abnimmt, können sie sich stärker auf die Patienten fokussieren. Und es bleibt Zeit, nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin zu suchen.
Die Mednos ist als Genossenschaft am Gemeinwohl und nicht am Gewinn orientiert. Da der Arztberuf weiblicher wird, lassen sich in einem MVZ Beruf und Familie besser vereinbaren. Auch bei jungen Ärzten wächst, wie Umfragen zeigen, der Wunsch nach geregelten und flexiblen Arbeitszeiten. Wie Saliger aufzeigte, nimmt insgesamt nicht die Zahl der Mediziner ab sondern die von ihnen geleistete Arbeitszeit.
Der Mednos-Manager stellte aber auch klar, dass sich mit diesem Modell nicht jede Dorfpraxis erhalten lässt. Der Trend gehe hin zu Zentren, die dann mit Fahrdiensten, Bürgerautos und ähnlichen Einrichtungen erreicht werden können. Ebenso werden neue Berufsbilder wie Physician Assistent oder Case Managerinnen sowie Telemedizin zunehmend die ärztliche Versorgung ergänzen. Auch ein paar bürokratische Hemmnisse gelte es abzubauen. So mache es keinen Sinn, dass eine Zweigpraxis nur 49,9 Prozent der ärztlichen Leistungen des Erst-MVZ erbringen darf oder dass Mediziner nur 30 Prozent ihrer Leistung in der Telemedizin erbringen dürfen. Besser wäre es, diese Quote nicht auf den einzelnen Mediziner, sondern auf die Einrichtung zu beziehen.
Auch der Landkreis Calw ist an Mednos beteiligt, was zeigt, dass bei der medizinischen Versorgung eng zusammengearbeitet wird. Erster Landesbeamter Frank Wiehe stellte den CDU-Abgeordneten das Calwer Medizinkonzept für die Krankenhausversorgung und das Stipendiaten-Modell des Landkreises vor. Wer sich verpflichtet, nach dem Studium sich im Landkreis Calw niederzulassen, wird mit monatlich bis zu 400 Euro unterstützt. Ein Auswahlverfahren stellt sicher, dass die derzeit 16 Studentinnen und Studenten eine Bindung an die Region haben.
Darüber hinaus werden in die stationäre Versorgung im Kreis Calw laut Wiehe bis zu 250 Millionen Euro investiert. Das umfasst die Generalsanierung und Erweiterung des Klinikums Nagold sowie der Neubau des Gesundheitscampus Calw, der mit den angestrebten Kooperationen zwischen Fachärzten, Therapieberufen, Komplementärmedizin und Pflegeeinrichtungen Modellcharakter aufweise.
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Thomas Blenke (rechts), hatte den Arbeitskreis Soziales, Gesundheit und Integration der CDU-Landtagsfraktion nach Calw eingeladen. Foto: Abgeordnetenbüro Blenke